Ein Debattenbeitrag des CDU-Stadtverordneten Michael Ney zum Wiederaufbau des ehemaligen Rathauses - Hotel Eilers.
Die Diskussion in der zurückliegenden Beratungsrunde zum Wiederaufbau des ehemaligen Rathauses – Hotel Eilers – hat uns beunruhigt. Wir befürchten, dass diese sehr wichtige Frage in parteipolitisches Kleinholz zerhackt wird. Wir wollen auf keinen Fall, dass hier eine Zufallsmehrheit von 51% entscheidet. Wer ist zufällig da oder fehlt, wer hat sich über wen geärgert oder wollte es wem schon immer mal zeigen. Man widerspricht ja oft weniger dem Argument als der unsympathischen Person – auch ich selbst bin davon nicht immer ganz frei. Unsere Fraktion wünscht sich hier eine intensive, offene Debatte, nicht nur in der Stadtverordnetenversammlung sondern in der gesamten Bürgerschaft.
Wir sollten es uns hier nicht leicht – sondern bewusst schwer machen. Denn wir haben nur einen Wurf. Wenn wir den vermasseln und dann entsteht ein Allerweltsbau – und der steht dann 100 Jahre – dann haben wir reichlich Zeit uns dafür zu schämen – dann haben wir alle hier versagt. Deshalb wünschen wir uns eine parteiübergreifende Entscheidung – im Idealfall einstimmig.
Die schriftliche Stellungnahme des Bürgermeisters vom 3. September 2019 – Ansprechpartner Herr Kielczynski – hat ein beachtliches Niveau – das brauche ich hier nicht erklären – es kann jeder nachlesen. Aber ein Satz – einen einzigen Satz in diesem Schreiben – den können wir nicht akzeptieren: Es dürfte keine Kopie unwiederbringlich verloren gegangener Bauwerke geben. Nach dieser Logik hätte man den Dresdner Zwinger, die Semperoper oder die Frauenkirche, die Stadtschlösser von Mainz und Wiesbaden, die Stadtschlösser von Potsdam und Berlin nicht wieder aufbauen – alles Mickey Maus – alles Disneyland?
Machen Sie das mal einem Polen klar – die restlos zerstörte Altstadt von Warschau, das Königsschloss, hätte man nicht wieder aufbauen dürfen? Dieser Pole würde Ihnen erklären, gerade weil stadtbildprägende Gebäude total zerstört waren, musste man sie wieder aufbauen. Denn sonst hätten ja Hitler und sein Krieg das letzte Wort behalten – die Deutungshoheit nicht nur über die Geschichte, sondern auch über die Zukunft. Das kann doch nicht richtig sein.
Fachleute sind sich heute einig – Deutschland wurde in beiden Teilen so richtig erst nach 1945 durch den Wiederaufbau zerstört – im Westen durch Amerikanisierung – Nivellierung – Stichwort autogerechte Stadt und im Osten durch das Ruinen schaffen ohne Waffen und die Monotonie der WBS70-Bauten.
Das historische Oranienburger Rathaus von 1711 – erstes und letztes Rathaus unserer Stadt – ist stadtbildprägend, identitätsstiftend und ein weicher Standortfaktor für Image und Tourismus. Das ist die Nase im Gesicht von Oranienburg und ein Gesicht ohne Nase ist unvollständig und auch nicht schön. Das historische Rathaus ist die einzig legitime, authentische Vervollständigung des Schlossensembles. Danach wäre auch die Atriumfläche südlich der Blutgasse viel leichter zu vermarkten.
Wir bitten Sie herzlich, sich im Schlosspark links hinter dem Vierseithof das 20:1-Modell des Hotel Eilers anzusehen. Dann werden Sie sofort erkennen, dass nur ein Wiederaufbau dieses Schlüsselgrundstücks in Kubatur und in der äußeren klassizistischen Form geboten ist. Im Innern kann man es natürlich anders nutzen.
Keine Generation vor uns hatte 70 Friedensjahre, hatte unsere technischen, ökonomischen und fiskalischen Möglichkeiten. Und was haben wir alles verloren!
Selbst die Kleinstadt Templin hat es in tiefster DDR-Zeit geschafft, das total zerbombte Rathaus – ähnlich dem unseren – wieder aufzubauen – sonst wäre der Marktplatz in Templin eine trostlose Öde. Und da sollen wir das nicht gewuppt kriegen?
Und Herr Bürgermeister – erlauben Sie mir nur dieses eine Mal persönlich zu werden. Es ist eine Suggestivfrage – ich gebe es zu. Wollen Sie in die Stadtgeschichte Oranienburgs eingehen als der Bürgermeister in dessen Amtszeit der Wiederaufbau des Schlossvorplatzes versemmelt wurde? Und diejenigen von Ihnen, die wir heute noch nicht überzeugen konnten, bei denen möchten wir wenigstens Zweifel wecken.